130 Jahre Rodelsport - Weißenbach naschte mit

Ein Bericht von Salzinger Ilse, der einen historischen Rückblick über 130 Jahr Rodelsport gibt, wo Weißenbach - im sportlichen Sinn gesehen - international bekannter war, als so manche Stadt Österreichs.

Vor 130 Jahren, genau am 12. Feber 1883, fand in der Schweiz, auf der Straße von Davos nach Klösterle, das erste internationale „Wettschlittln“ statt. Schlitten gibt es nach den Überlieferungen aber schon seit mehr als eintausend Jahren.

Schon 1662 wurde der „Schander“ erwähnt. Es handelte sich dabei einen einfachen Rumpelschlitten. Die zweite Art des Schlittens war der große, pferdegezogene, auch Kalesche genannt. Das Mittelding dieser beiden, war der Hörnerschlitten, welcher in den Anfängen hauptsächlich für die Arbeit, (Holzabfuhr, Heufuhren udgl.) verwendet wurde.

Im Schimuseum Mürzzuschlag sind neben diversen Schiern auch diese Schlitten, in allen Variationen zu besichtigen.

Im Jahr 1902 wurde in Österreich ein „Großes Hörnerschlittenfahren“ ausgetragen. Das Startgeld betrug damals 2 Kronen, das war der Tageslohn eines Hilfsarbeiters. Damen konnten sich um eine weitere Krone zum Start ziehen lassen. Es war also eine sehr teure Angelegenheit, die sich nur betuchte Personen leisten konnten. Dazu gibt es in der Gemeinde Weißenbach ein Buch, in dem dies nachgelesen werden kann.

1914 fanden im Sudetenland die ersten Europameisterschaften, damals nur auf Naturrodelbahnen, statt. Nach der Steiermark,Bayern und Tirol stand als weiterer Mittelpunkt des Rodelsports, Jeschken/Isergebirge (Sudetenland) fest. In den späteren Jahren wurden in Igls, Oslo, Garmisch-Partenkirchen, Hahnenklee usw. ebenfalls Europa-meisterschaften abgehalten.

Der 12. Feb. 1883 dürfte auch als Gründungstag des Rennrodelsportes in die Geschichte eingehen.

Die ersten richtigen Rennen im Rodeln fanden um die Jahrhundertwende statt. Zwischen den beiden Weltkriegen im Jahr 1935 wurde die FIBT

(FEDERATION de INTERNATIONALE de BOBSLEIGH et de TOBBOGGANING SEKTION DE LUGE) gegründet. 1954 beim Technischen Kongress der FIBT wurde der Verband in die FIL (FEDERATION INTERNATIONALE DE LUGE) umbenannt und bei dieser Sitzung Dir. Bert Isatitsch zum neuen Präsidenten gewählt.

Im Jänner 1946, nach dem zweiten Weltkrieg, organisierte Bert Isatitsch bereits die „Ersten Steirischen Rodel-Meisterschaften“in Rottenmann. Er war der Österreichische Bauherr des ÖRV (Österreichischer Rodelverband). Nach 30 jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit, legte er im Jahr 1976 den ÖRV-Präsidetnen zurück. Er hatte mit der FIL genug zu tun.

Im Dezember 1956 kamen der FIL Präsident Bert Isatitsch mit dem Rodelpräsidenten der DDR Erhard Feuereis, dem heimischen Rodelspezialisten Dir. Harald Pirkenau, Johann Riegerbauer und einige mehr, zusammen, um über die Errichtung der Kunstrodelbahn in Weißenbach zu beraten.

Im Juni 1957 wurde das Projekt geboren und bereits im August 1957 fand die Gleichenfeier des Bahnbaues, im September die Kommissionierung durch die FIL statt. So kam es, dass ein Jahr nach Igls in Weißenbach eine der ersten Kunstrodelbahnen (mit dem Namen

„Hochtausing“) entstand. Eine weitere Bahn gab es in St. Gilgen, Alt Aussee war im Gespräch.

In den folgenden Monaten besichtigten verschiedenen Landesverbände, sowie auch internationale Vereine die neu errichtete Bahn.

1959 wurden in Weißenbach die Junioren-Europameisterschaften ausgetragen. Auch einige Weißenbacher haben in dieser Liga mitgemischt. Es waren dies Manfred Schweiberer, Franz Tiefenbacher, Harald Marl, Ewald Schmidt und einige mehr.

Es war sehr arbeitsaufwendig, eine Kunstrodelbahn zu betreiben. Die mit Ziegel errichteten, überhöhten Kurven, mussten mit Eisblöcken verkleidet, mit Schneematsch verschmiert und mit Wasser ausgegossen (gehärtet) werden. Jeder Warmwettereinbruch machte einen Großteil der Arbeit zunichte.

1957 wurde die FIL als ordentliches Mitglied des IOC (Internationales Olympische Comitee) aufgenommen.Die Rodelsportler aus aller Welt hofften, dass ihre Disziplin in das Programm der Olympischen Spiele in Innsbruck (1964) aufgenommen wird. Als sich im Jahr 1959 Bert Isatitsch mit dem damaligen IOC-Präsidenten A. Brundage (USA) beim IOC-Kongress in München traf, war es dann endlich soweit. Rodeln als olympische Disziplin in Innsbruck war fix.

In den folgenden Jahren wurden verschieden Sitzungen der FIL,div. Verbände usw. hier im Ort Weißenbach abgehalten.

Ebenso wurden Trainingslager aus der DDR durchgeführt und viele kleinere Rennen veranstaltet. ORION Nachtroden im Jahr 1963 und 1964 , Juniorenrennen außer Programm zwischen der Stmk. und der DDR. Beim Internationalen Rodelkongress, im Oktober 1961, trafen sich in Weißenbachdie Rodelpräsidenten mit ihren Mitstreitern aus 6 verschiedenen Ländern.

Nach den Olympischen Spielen in Innsbruck besuchten viele internationale Rodler Weißenbach. Verschiedene Delegationen aus aller Herren Länder, wie Japan, Vencover – Kanada, Polen, Frankreich, der DDR und viele mehr, trafen sich auch in den folgenden Jahren immer wieder gerne in unserem Dorf mit Dir. Bert Isatitsch, den damals immer noch amtierenden internationalen Rodelpräsidenten.

Leider fielen die Fortsetzung div. Rennen bzw. ein eventueller Ausbau der damaligen Kunstrodelbahn, politischen und persönlichen Unstimmigkeiten zum Opfer.

Schladming hat sich im Jahr 1994 für die Winter-Olympiade 2002 beworben. Weißenbach wollte auf diese Schiene aufspringen und man traf sich am 3.2.1994 im Gasthof Salzinger mit dem Rodelexperten Herbert Wurzer, seines Zeichens Präsident des Steirischen Rodelverbandes und Herrn Günter Lemmerer, FIL-Trainer, im Rahmen der Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 2002. Den Zuschlag bekam Salt Lake City. Somit war jeglicher Traum eines neuen Einstieges in den Rodelsport für Weißenbach begraben.

1994 wollte Dir. Bert Isatitsch in Lillehammer bei den Olympischen Spielen seinen Rücktritt bekanntgeben und eine ordnungsgemäße Übergabe vollziehen. Leider verstarb er ganz unerwartet einen Tag vor seiner Abreise nach Wien, die weiter nach Lillehammer führen sollte, in seiner Heimatstadt Rottenmann am 8. Feb. 1994, im Alter von 82 Jahren. Der damalige geschäftsführende Präsident Josef Fendt wurde sein Nachfolger.

Wir wollen Dir. Bert Isatitsch ein ehrendes Andenken bewahren, und allen Sportlern und Funktionären für die Zukunft viel Erfolg und Schaffenskraft wünschen.

Ilse Salzinger 19.11.2015

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